Liebes Forum,
meine Kollegin und ich sind auf dieses Forum gestoßen und haben auch eine Herausforderung, bei der wir den einen oder anderen Rat von erfahreneren Ausbildern bräuchten.
Zu uns: Wir sind mit 27 und 28 Jahren noch recht jung und haben im August zwei Auszubildende im ersten Lehrjahr bekommen. Mit unserer Auszubildenden, die ungefähr unser Alter ist, haben wir keine Probleme, dafür mit unserem Azubi. Dieser ist erst 17 Jahre alt, dementsprechend sind wir gewillt, manche Dinge noch mit fehlender Lebenserfahrung zu begründen. Jedoch nicht alles.
Unser Azubi ist ein sehr ruhiger, junger Mann, während es in unserer Firma und mit den Bauleitern sehr locker zugeht. Das erleichtert ihm aber nicht die Integration, wir haben vielmehr das Gefühl, dass er sich abgrenzt. Trotz mehrfacher Ermunterung erzählt er nichts von sich. Das ist auch nicht schlimm, jeder nur so weit wie er möchte. Aber wir haben auch ‚fachliche‘ Probleme mit ihm. Er macht sehr viele Fehler und vergisst, Aufgaben zu erledigen. Entweder weil er ‚schläft‘ oder weil er es einfach nicht verstanden hat. Er fragt nicht nach, schreibt sich auch nichts mit. Wir reden uns den Mund fusslig, dass er fragen und mitschreiben soll. Wir zeigen ihm, wie er sich organisieren kann, damit er nicht ständig Aufgaben vergisst. Wir hatten den Eindruck, dass er mit mündlichen Aufgabenverteilungen Probleme hat, also haben wir ihm seine Aufgaben per Mail geschickt. Allerdings erledigt er diese Aufgaben dann auch nur teilweise.
Wir haben selbstkritisch hinterfragt, ob wir schlecht erklären oder ihn überfordern. Jedoch macht er auch bei den einfachsten Dingen (Urlaub im Urlaubsschein eintragen) mindestens drei Fehler. Ein Datum einzutragen, sollte doch nun wirklich kein Problem sein
Er trifft dann solche Aussagen wie ‚Ich habe einen anderen Kalender‘ oder bezeichnet sich selbst als dumm. Einmal sprach er von innerem Autismus, jedoch ist er (wir haben bei ihm und seinen Eltern nachgefragt, er wurde bereits getestet) kein Autist.
Auf Anweisungen und sogar Rügen reagiert er mit Belehrungen (Ein Anschiss ist eine Beanstandung). Dass er damit bei uns nicht auf Gegenliebe stößt, scheint ihn regelrecht zu überraschen.
Dann hat er zwei Einschreiben von der Post geholt. Normalerweise weiß er, dass er diese im Posteingangsbuch erfassen und dem Chef vorlegen muss. Am Ende waren die zwei Briefe weg. Wir wissen nicht, ob er die Briefe wirklich von der Post abgeholt, versehentlich im Rucksack mit nach Hause genommen und in der Firma verloren hat. Er hat aber auch keinerlei Interesse daran, seinen Fehler zu beheben (z. B. indem er bei der Post nachforscht, wer der Absender der Briefe war.)
Er lernt ebenfalls nicht, sich selbst zu kontrollieren, auch wenn wir ihm zeigen, wie er das machen könnte.
Ein Lerneffekt setzt immer nur dann ein, wenn wir sehr ungehalten werden oder ihm gesagt haben, dass wir nicht sehen, dass er die Probezeit besteht. Nun ist die Probezeit vorüber und damit unser ‚Druckmittel‘ weg. Der Lerneffekt ist aber auch dann nur sehr kurfristig. Freuen wir uns, dass er einmal etwas richtig macht, kommen die nächsten Dinge, bei denen wir uns an den Kopf fassen, z. b. dass er auf Rechnungen Pfeile wie Raketen malt.
Wir würden ihn sehr gern mehr loben, jedoch bietet er dafür einfach zu wenig Angriffsfläche.
Unser Chef wollte ihn nicht durch die Probezeit fallen lassen. Potenzial besitzt er durchaus, das sehen auch wir so. Nur wissen wir nicht, wie wir ihn in die richtige Richtung lenken sollen. Nicht nur wir haben diese Probleme mit ihm, auch unsere Bauleiter klagen über die gleichen Verhaltensweisen.
Nun steht bald das Feedbackgespräch zum Ende der Probezeit an und wir wissen nicht, wie wir mit unserem Azubi sprechen sollen. Einerseits müssen wir sehr deutlich werden und Dinge aufzählen, die so nicht gehen (Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit, die Fehlerquote), und sind auch geneigt, ihm zu sagen, dass es mit dem Bestehen der Probezeit eine knappe Sache war. Andererseits wollen wir ihn nicht völlig demotivieren. Zugleich haben wir auch Sorge, dass er denken könnte, wir ziehen unsere Auszubildende vor (Sie ist unser Alter; dass sie überhaupt in unserer Firma gelandet ist, war der Tatsache zu verdanken, dass wir uns privat kennen; gute bis sehr gute Leistungen und damit auch ein gutes, in einem gewissen Bereich aber auch kritisches, Feedbackgespräch).
Doch wenn wir zu nett sind, dann kommt die Botschaft wieder nicht an.
Wir würdet ihr an die Sache herangehen?
Liebe Grüße
Franziska und Sandra
meine Kollegin und ich sind auf dieses Forum gestoßen und haben auch eine Herausforderung, bei der wir den einen oder anderen Rat von erfahreneren Ausbildern bräuchten.
Zu uns: Wir sind mit 27 und 28 Jahren noch recht jung und haben im August zwei Auszubildende im ersten Lehrjahr bekommen. Mit unserer Auszubildenden, die ungefähr unser Alter ist, haben wir keine Probleme, dafür mit unserem Azubi. Dieser ist erst 17 Jahre alt, dementsprechend sind wir gewillt, manche Dinge noch mit fehlender Lebenserfahrung zu begründen. Jedoch nicht alles.
Unser Azubi ist ein sehr ruhiger, junger Mann, während es in unserer Firma und mit den Bauleitern sehr locker zugeht. Das erleichtert ihm aber nicht die Integration, wir haben vielmehr das Gefühl, dass er sich abgrenzt. Trotz mehrfacher Ermunterung erzählt er nichts von sich. Das ist auch nicht schlimm, jeder nur so weit wie er möchte. Aber wir haben auch ‚fachliche‘ Probleme mit ihm. Er macht sehr viele Fehler und vergisst, Aufgaben zu erledigen. Entweder weil er ‚schläft‘ oder weil er es einfach nicht verstanden hat. Er fragt nicht nach, schreibt sich auch nichts mit. Wir reden uns den Mund fusslig, dass er fragen und mitschreiben soll. Wir zeigen ihm, wie er sich organisieren kann, damit er nicht ständig Aufgaben vergisst. Wir hatten den Eindruck, dass er mit mündlichen Aufgabenverteilungen Probleme hat, also haben wir ihm seine Aufgaben per Mail geschickt. Allerdings erledigt er diese Aufgaben dann auch nur teilweise.
Wir haben selbstkritisch hinterfragt, ob wir schlecht erklären oder ihn überfordern. Jedoch macht er auch bei den einfachsten Dingen (Urlaub im Urlaubsschein eintragen) mindestens drei Fehler. Ein Datum einzutragen, sollte doch nun wirklich kein Problem sein

Er trifft dann solche Aussagen wie ‚Ich habe einen anderen Kalender‘ oder bezeichnet sich selbst als dumm. Einmal sprach er von innerem Autismus, jedoch ist er (wir haben bei ihm und seinen Eltern nachgefragt, er wurde bereits getestet) kein Autist.
Auf Anweisungen und sogar Rügen reagiert er mit Belehrungen (Ein Anschiss ist eine Beanstandung). Dass er damit bei uns nicht auf Gegenliebe stößt, scheint ihn regelrecht zu überraschen.
Dann hat er zwei Einschreiben von der Post geholt. Normalerweise weiß er, dass er diese im Posteingangsbuch erfassen und dem Chef vorlegen muss. Am Ende waren die zwei Briefe weg. Wir wissen nicht, ob er die Briefe wirklich von der Post abgeholt, versehentlich im Rucksack mit nach Hause genommen und in der Firma verloren hat. Er hat aber auch keinerlei Interesse daran, seinen Fehler zu beheben (z. B. indem er bei der Post nachforscht, wer der Absender der Briefe war.)
Er lernt ebenfalls nicht, sich selbst zu kontrollieren, auch wenn wir ihm zeigen, wie er das machen könnte.
Ein Lerneffekt setzt immer nur dann ein, wenn wir sehr ungehalten werden oder ihm gesagt haben, dass wir nicht sehen, dass er die Probezeit besteht. Nun ist die Probezeit vorüber und damit unser ‚Druckmittel‘ weg. Der Lerneffekt ist aber auch dann nur sehr kurfristig. Freuen wir uns, dass er einmal etwas richtig macht, kommen die nächsten Dinge, bei denen wir uns an den Kopf fassen, z. b. dass er auf Rechnungen Pfeile wie Raketen malt.
Wir würden ihn sehr gern mehr loben, jedoch bietet er dafür einfach zu wenig Angriffsfläche.
Unser Chef wollte ihn nicht durch die Probezeit fallen lassen. Potenzial besitzt er durchaus, das sehen auch wir so. Nur wissen wir nicht, wie wir ihn in die richtige Richtung lenken sollen. Nicht nur wir haben diese Probleme mit ihm, auch unsere Bauleiter klagen über die gleichen Verhaltensweisen.
Nun steht bald das Feedbackgespräch zum Ende der Probezeit an und wir wissen nicht, wie wir mit unserem Azubi sprechen sollen. Einerseits müssen wir sehr deutlich werden und Dinge aufzählen, die so nicht gehen (Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit, die Fehlerquote), und sind auch geneigt, ihm zu sagen, dass es mit dem Bestehen der Probezeit eine knappe Sache war. Andererseits wollen wir ihn nicht völlig demotivieren. Zugleich haben wir auch Sorge, dass er denken könnte, wir ziehen unsere Auszubildende vor (Sie ist unser Alter; dass sie überhaupt in unserer Firma gelandet ist, war der Tatsache zu verdanken, dass wir uns privat kennen; gute bis sehr gute Leistungen und damit auch ein gutes, in einem gewissen Bereich aber auch kritisches, Feedbackgespräch).
Doch wenn wir zu nett sind, dann kommt die Botschaft wieder nicht an.
Wir würdet ihr an die Sache herangehen?
Liebe Grüße
Franziska und Sandra
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